Was passiert wirklich mit deinem gespendeten Blut?
Hast du dich schon einmal gefragt, was mit deinem Blut passiert, nachdem du nach der Blutspende den Verband erhalten hast? Für uns ist das keine einfache logistische Aufgabe, sondern eine hochpräzise und lebenswichtige Verarbeitungskette.
Die Sicherheit und die optimale Nutzung jeder einzelnen Spende stehen bei uns an erster Stelle. Vom Moment der Entnahme bis zur Transfusion durchläuft das Blut nach der Spende mehrere kritische Schritte, die höchste medizinische und technische Standards erfordern.
Vier Phasen der Verarbeitung und Qualitätssicherung
Dein gespendetes Blut ist so komplex, dass wir es in hochspezialisierten Komponenten zerlegen, um möglichst vielen Patienten zu helfen. Dieser Prozess läuft in vier immer gleichen Phasen ab:
Phase 1: Die Logistik und der Transport ins Labor
Unmittelbar nach der Spende beginnt die Reise. Deine Blutspende wird zusammen mit den Begleitproben, den kleinen Röhrchen, die zur Kontrolle entnommen wurden, schnellstmöglich in unser zentrales Labor und unsere sog. Präparation nach Hagen gebracht. Hier zählt jede Stunde. Während des Transports sorgen wir für eine lückenlose Kühlkette (meist zwischen 4 und 6 Grad), um die empfindlichen Erythrozyten (rote Blutkörperchen) zu erhalten.
Phase 2: Die Auftrennung in lebenswichtige Komponenten
Sobald das Blut nach der Spende in Hagen (NRW) ankommt, beginnt der eigentliche Prozess": die Auftrennung in die wichtigsten Komponenten.
- Zentrifugation: Die Vollblutspende wird in einer Hochleistungszentrifuge geschleudert. Durch die unterschiedliche Dichte trennen sich die Bestandteile: die schweren Erythrozyten setzen sich unten ab, das Plasma bleibt oben, und dazwischen bildet sich eine dünne Schicht aus Leukozyten (weißen Blutkörperchen) und Thrombozyten (Blutplättchen).
- Weiterverarbeitung: Mit speziellen Verfahren, oft in einem geschlossenen System, werden die einzelnen Komponenten voneinander getrennt und in separate Beutel überführt.
Das Resultat? Aus einer einzigen Spende entstehen DREI:
- Erythrozytenkonzentrate (rote Blutkörperchen): Für Patienten mit Anämie, nach großen Blutverlusten oder bei komplexen Operationen.
- Thrombozytenkonzentrate (Butplättchen): Wichtig bei Blutungsneigung, oft bei Krebstherapien oder nach Knochenmarktransplantationen.
- Gefrorenes Frischplasma (GFP): Als Gerinnungsfaktorersatz bei Gerinnungsstörungen oder zur Herstellung lebenswichtiger Medikamente.
Durch diese Aufteilung kann deine Spende bis zu drei Patienten gleichzeitig helfen! Jedesmal!
Phase 3: Die umfassende Sicherheitsprüfung
Bevor eine Blutkomponente überhaupt zur Anwendung kommen darf, muss sie eine Reihe von strengen Labortests bestehen. Diese sind nicht verhandelbar und dienen deiner Sicherheit und der des Empfängers. Diese Testungen passieren bereits, während das Blut weiter verarbeitet wird.
Wir testen jede Spende auf:
- Infektionsmarker: Hierzu gehören Viren wie Hepatitis B und C, HIV (AIDS) und andere potenziell übertragbare Erreger. Moderne Tests erlauben es uns, selbst kleinste Mengen von Viren-Erbgut frühzeitig zu erkennen.
- Blutgruppenbestimmung: Neben der klassischen AB0- und Rhesus-Bestimmung erfolgen weitere Differenzierungen, um Transfusionsreaktionen (Inkompatibilität) auszuschließen.
Nur Blutkomponenten, die alle Tests mit einem einwandfreien Ergebnis durchlaufen, werden freigegeben. Bei dem kleinsten Zweifel wird das Produkt sofort und sicher aus dem Verkehr gezogen.
Phase 4: Lagerung und Bereitstellung
Jede Komponente hat unterschiedliche Haltbarkeitsanforderungen, was die Lagerung zu einem logistischen Meisterwerk macht:
Blutkomponente: Erythrozytenkonzentrate
Lagerung: Gekühlt 2 bis 6 Grad
Haltbarkeit: Bis zu 42 Tage
Blutkomponente: Gefrorenes Frischplasma
Lagerung: Tiefgefroren bis –30 Grad
Haltbarkeit: Bis zu 2 Jahre
Blutkomponente: Thrombozytenkonzentrate
Lagerung: Raumtemperatur 20 bis 24 Grad, ständige Bewegung
Haltbarkeit: Nur 4 Tage
Die besonders kurze Haltbarkeit der Thrombozyten zeigt, wie wichtig eine kontinuierliche Spendenbereitschaft ist. Sobald eine Komponente freigegeben ist, steht sie den Krankenhäusern der Region zur Verfügung. Über ein zentrales Logistiksystem stellen wir sicher, dass sie schnellstmöglich, oft innerhalb weniger Stunden, den Patienten in Krankenhäusern unserer Region erreicht.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Ist meine Blutspende anonym?
Absolut. Deine Spende wird mit einem Code versehen und deine persönlichen Daten werden streng vertraulich behandelt und getrennt von den Blutprodukten gespeichert. Die Blutkomponente wird anonymisiert dem Krankenhaus übermittelt.
Was passiert mit der Blutspende, die nicht freigegeben wird?
Blut, das die strengen Testanforderungen nicht erfüllt (z.B. positiv auf Infektionsmarker testet), wird sofort gesperrt und nach den gesetzlichen Bestimmungen sicher entsorgt. Es wird niemals zur Transfusion freigegeben.
Wie schnell muss mein Blut verarbeitet werden?
Die Verarbeitung des Vollblutes in die Komponenten muss in der Regel innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Spende beginnen, um die Qualität des Plasmas und der Thrombozyten zu sichern.
Wie viel Blut wird für Notfälle zurückgehalten?
Blutspendedienste müssen ständig einen sogenannten Notfallbestand vorrätig haben. Dieser Bestand wird basierend auf dem täglichen Verbrauch und der Lagerfähigkeit dynamisch angepasst, um jederzeit auf große Notfälle (wie Massenunfälle) reagieren zu können. In der Regel bevorraten wir einen Bestand von vier bis fünf Tagen, um jederzeit zuverlässig liefern zu können.
Wer darf grundsätzlich Blut spenden?
Spenden darf, wer mindestens 18 Jahre alt ist, sich gesund fühlt und das Mindestgewicht erfüllt. Zusätzlich spielen Vorerkrankungen, Medikamente, Reiseanamnese und Infektionsrisiken eine Rolle. Die endgültige Entscheidung treffen immer die Ärzte vor Ort. Eine Altersobergrenze gibt es nicht mehr!
Warum gibt es ein Mindestgewicht für die Blutspende?
Das Mindestgewicht dient ausschließlich dem Schutz der spendenden Person. Bei zu geringem Körpergewicht steigt das Risiko für Kreislaufprobleme, Blutdruckabfälle und Nebenwirkungen. Diese Regel gilt unabhängig von Geschlecht, Statur oder Fitness.
Spielt sexuelle Orientierung bei der Blutspende eine Rolle?
Nein. Entscheidend ist nicht die sexuelle Orientierung, sondern das individuelle Infektionsrisiko durch konkretes Verhalten. Die Kriterien gelten für alle gleich und basieren auf medizinischen Risikoabwägungen, nicht auf Identität.
Warum wird zu Sexualkontakten und Reisen gefragt?
Weil bestimmte Infektionserreger erst nach Wochen zuverlässig nachweisbar sind. Die Fragen dienen ausschließlich der Sicherheit der Empfängerinnen und Empfänger sowie der spendenden Person.
Was passiert, wenn bei mir ein auffälliger Befund festgestellt wird?
Du wirst (vertraulich) informiert. Und du bekommst Hinweise zum weiteren Vorgehen. Dein Blut wird in diesem Fall nicht verwendet. Bei manchen Befunden kann es notwendig sein, dass wir deinen Hausarzt bzw. Hausärztin informieren.
Darf ich Blut spenden, wenn ich Medikamente nehme?
Das hängt von deinem Medikament ab. Viele Medikamente schließen eine Spende nicht aus, manche nur zeitweise, einige dauerhaft. Die Entscheidung treffen die Ärzte vor Ort nach individueller Bewertung.
Willst du dich vorab informieren? Dann ruf uns gerne an: 0800-1194911
Wie oft darf ich Blut spenden?
Männer bis zu sechs Mal pro Jahr, Frauen bis zu vier Mal. Zwischen zwei Spenden müssen mindestens 56 Tage liegen.
Was passiert, wenn ich mich nach der Spende krank fühle?
Dann ist es wichtig, dass du dich meldest. Auch nachträgliche Informationen können entscheidend sein, um Blutprodukte gegebenenfalls noch rechtzeitig zu sperren. Ruf uns dann bitte kurz an: 0800-1194911


Neuen Kommentar hinzufügen