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17.12.2025

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Gemeinnützig heißt nicht kostenlos: Wie sichere Blutversorgung entsteht

"Ihr macht doch nur Geld mit dem Blut"

Gemeinnützigkeit ist beim DRK-Blutspendedienst West kein Etikett und kein formaler Zusatz im Impressum. Sie ist der rechtliche und ethische Rahmen, in dem jede Entscheidung getroffen wird – von der Planung eines Blutspendetermins bis zur verlässlichen Versorgung der Kliniken mit lebensrettenden Blutpräparaten.

Weil wir täglich mit einem hochsensiblen Gut arbeiten – mit Blutspenden, die über Leben und Tod entscheiden können – begegnen uns immer wieder Fragen, Zweifel und auch Vorwürfe. Einer davon lautet:

„Ihr macht doch nur Geld mit dem Blut.“

Diese Aussage greift zu kurz und verkennt, wofür das kleine „g“ in der Rechtsform der gGmbH tatsächlich steht – und was es im Alltag eines modernen Blutspendedienstes bedeutet.

In diesem Beitrag zeigen wir transparent, warum Blutpräparate nicht ohne finanzielle Gegenleistungen bereitgestellt werden können, wofür diese Mittel eingesetzt werden und weshalb Gemeinnützigkeit und professionelle Strukturen einander nicht widersprechen, sondern sich gegenseitig bedingen.

Denn Vertrauen entsteht nicht durch Behauptungen, sondern durch nachvollziehbare Zusammenhänge.

Wie der DRK-Blutspendedienst West organisiert ist

Gemeinnützig handeln heißt: zweckgebunden wirtschaften

Der DRK-Blutspendedienst West ist als gemeinnützige GmbH organisiert. Das bedeutet:
Es gibt keine Gewinnentnahmen, keine Ausschüttungen an Eigentümer oder Kapitalgeber und keine Renditeerwartungen wie in profitorientierten Unternehmen.

Alle Einnahmen dienen ausschließlich einem Zweck: der sicheren, kontinuierlichen und qualitativ hochwertigen Versorgung der Bevölkerung mit Blutpräparaten. Entstehen Überschüsse, fließen sie vollständig zurück in den Auftrag – etwa in moderne Medizintechnik, digitale Systeme, bessere Logistik oder die Weiterentwicklung der Versorgungssicherheit.

Warum Kliniken für Blutpräparate einen Preis zahlen

Krankenhäuser und Arztpraxen sind im Alltag auf Blutpräparate angewiesen – bei Operationen, schweren Verletzungen, Krebstherapien oder akuten Notfällen. Der DRK-Blutspendedienst stellt diese Präparate bereit und liefert sie aus.

Der dafür erhobene Preis ist kein Gewinnaufschlag, sondern bildet den realen Aufwand ab, der notwendig ist, um aus einer freiwilligen Blutspende ein geprüftes, sicheres und jederzeit verfügbares Arzneimittel zu machen.

Was hinter einer Blutkonserve steckt

Eine Blutkonserve entsteht nicht im Moment der Spende. Sie ist das Ergebnis eines komplexen, streng regulierten Prozesses, der hohe fachliche, technische und personelle Anforderungen stellt.

Zwischen dem Blutspendetermin und dem Einsatz im Krankenhaus liegen zahlreiche Schritte, die ineinandergreifen und lückenlos dokumentiert werden müssen. Dazu gehören die sorgfältige Planung und Durchführung tausender Blutspendetermine, die medizinische Betreuung der Spenderinnen und Spender sowie umfangreiche Laboruntersuchungen, die jede einzelne Spende auf Sicherheit prüfen.

Anschließend wird das Blut technisch verarbeitet, in verschiedene Präparate aufgeteilt und unter exakt definierten Bedingungen gelagert. Eine hochspezialisierte Logistik stellt sicher, dass diese Präparate jederzeit verfügbar sind – rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr, auch in Notfallsituationen.

All diese Abläufe sind gesetzlich vorgeschrieben und medizinisch unverzichtbar. Sie erfordern qualifiziertes Personal, moderne Medizintechnik, zuverlässige IT-Systeme und eine Infrastruktur, die dauerhaft auf höchste Qualität und Versorgungssicherheit ausgelegt ist.

Erst durch diesen strukturierten und verantwortungsvollen Aufwand wird aus einer freiwilligen Blutspende ein sicheres Arzneimittel, auf das sich Patientinnen und Patienten in ganz Deutschland verlassen können.

Ein häufiges Missverständnis: „Das DRK spart sich die Aufwandsentschädigung“

Mitunter wird der Eindruck geäußert, die DRK-Blutspendedienste hätten einen strukturellen Vorteil, weil sie keine Aufwandsentschädigung an Spenderinnen und Spender auszahlen. Diese Annahme greift zu kurz.

Eine sichere und flächendeckende Blutversorgung entsteht nicht durch den Verzicht auf eine Pauschale, sondern durch einen außergewöhnlich hohen organisatorischen und personellen Einsatz. Allein der DRK-Blutspendedienst West ist täglich mit bis zu 50 mobilen Blutspendeteams unterwegs – in Großstädten ebenso wie in ländlichen Regionen und kleineren Gemeinden.

Jedes dieser Teams besteht aus qualifizierten medizinischen Fachkräften und Ärztinnen und Ärzten, die vor Ort die Blutspende medizinisch verantworten, begleiten und absichern. Hinzu kommen Fahrzeuge, Material, Technik, Planung, Terminabstimmung sowie die enge Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern des Roten Kreuzes.

Gerade diese Nähe zu den Menschen – das Angebot, Blutspende dort zu ermöglichen, wo die Menschen leben – ist ein zentraler Faktor für Versorgungssicherheit. Sie erfordert einen deutlich höheren Einsatz als stationäre oder stark zentralisierte Modelle, ist aber entscheidend, um regelmäßig genügend Spenderinnen und Spender zu erreichen.

Die freiwillige, unentgeltliche Blutspende ist dabei kein wirtschaftlicher Vorteil, sondern Teil eines Gesamtkonzepts, das auf Vertrauen, medizinischer Verantwortung und langfristiger Stabilität basiert. Die Leistung des DRK liegt nicht im Sparen an der Spende, sondern im täglichen Einsatz, Blutspende zuverlässig, sicher und flächendeckend möglich zu machen.

Wofür die Mittel eingesetzt werden

Die finanziellen Mittel fließen ausschließlich in den Betrieb und die Weiterentwicklung der Blutversorgung, insbesondere in:

  • Personal für Entnahme, Medizin, Labor, Logistik und Organisation
  • moderne Labortechnik und medizinische Geräte
  • Qualitätssicherung, Dokumentation und behördliche Auflagen
  • temperaturgeführte Lagerung und Verteilung
  • die dauerhafte Einsatzbereitschaft auch an Wochenenden und Feiertagen (24/7)

Gemeinnützigkeit bedeutet hier nicht Verzicht auf Professionalität, sondern Verantwortung für höchste Standards.

Was bewusst nicht passiert

Keine Bezahlung für Blutspenden

Beim DRK-Blutspendedienst gibt es keine finanzielle Vergütung für Blutspenderinnen und Blutspender. Die Spende bleibt freiwillig und unentgeltlich.

Als Zeichen der Wertschätzung erhalten Spender kleine Aufmerksamkeiten wie einen Imbiss oder Präsente im rechtlich zulässigen Rahmen – nicht als Gegenleistung, sondern als Dankeschön.

Dieses Prinzip schützt die Freiwilligkeit der Spende und stellt sicher, dass medizinische Eignung immer Vorrang vor finanziellen Motiven hat.

Warum diese Unterscheidung so wichtig ist

Wenn der Eindruck entsteht, Blut werde wie ein gewöhnliches Konsumprodukt gehandelt, leidet das Vertrauen – und damit die Bereitschaft zur freiwilligen Spende. Doch genau diese freiwillige Spende ist das Fundament der Blutversorgung in Deutschland.

Das Blut selbst ist ein Geschenk.
Die Verarbeitung zu einem sicheren Arzneimittel erfordert Ressourcen.

Beides klar zu trennen, ist entscheidend für Transparenz, Vertrauen und eine stabile Versorgung.

Häufige Fragen (FAQ) – klar beantwortet

Verdient der DRK-Blutspendedienst West an meinem Blut?
Nein. Der Blutspendedienst arbeitet gemeinnützig und zweckgebunden. Alle Erlöse fließen in den Betrieb, die Sicherheit und die Weiterentwicklung der Versorgung sowie in die Absicherung der ehrenamtlichen Strukturen der DRK-Blutspende, die den Blutspendeterminen ihre besondere Qualität und Nähe verleihen.

Warum hat eine Blutkonserve überhaupt einen Preis?
Nicht das Blut wird bepreist, sondern der gesamte Prozess, der notwendig ist, um aus einer Spende ein geprüftes, lagerfähiges und jederzeit verfügbares Blutpräparat zu machen.

Erhalte ich als Spender eine finanzielle Entschädigung?
Nein. Die Blutspende beim DRK ist freiwillig und unbezahlt. Spender erhalten eine gute Betreuung, einen Imbiss und profitieren von einem kleinen Gesundheits-Check (u. a. Blutdruck, Hb-Wert und Tests auf relevante Infektionskrankheiten).

Gibt es Anbieter mit anderen Modellen?
Ja. Einige private Anbieter zahlen geringe Aufwandsentschädigungen, mehr Geld darf lt. Gesetzgeber nicht fließen, weswegen man auch zwischen einer Aufwandsentschädigung und einer bezahlten Blutspende unterscheidet. Das DRK hält bewusst am Prinzip der freiwilligen, unentgeltlichen Spende fest.

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Kommentare

Sigmund Hochleitner 12.06.2021, 09:15 Uhr

Guten Tag,

 

wieviel bezahlt das Rote Kreuz für eine Blutspende?

 

 

Martina Domann 18.09.2023, 22:11 Uhr

Darf ich 4 Tage nach einer Darmspiegelung Blut spenden?

Hallo Frau Domann,

nein, nach einer Darmspiegelung dürfen Sie vier Monate lang nicht Blut spenden.

Alles Gute und viele Grüße

Claudia Müller

DRK-Blutspendedienst West

Anna Pühringer 24.09.2024, 08:34 Uhr

Wird das gespendete Blut verarbeitet bzw an Pharmaunternehmen verkauft? Wieviel bezahlt ein Bezieher genau für 1 Liter Blut? 

Hallo Frau Pühringer,

ja, das Blut wird verarbeitet, denn wer eine Bluttransfusion benötigt, bekommt nur die Blutbestandteile, die er tatsächlich braucht. Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) sind bei Blutverlusten nach einem Unfall oder bei einer Operation wichtig. Sie helfen auch bei Blutarmut (Anämie). Jede fünfte Blutkonserve wird für die Behandlung eines Krebspatienten benötigt. Bei einer Lebertransplantation liegt der Bedarf bei 80 bis 150 Blutkonserven. Und nach einem Motorradunfall können schnell bis zu 30 Blutkonserven erforderlich sein. Plasma (die Blutflüssigkeit mit Gerinnungsstoffen, Hormonen und Eiweißen) wird bei Gerinnungsstörungen eingesetzt und dient als Ausgangsstoff für weitere Arzneimittel. Die Blutplättchen (Thrombozyten) sind immer dann erforderlich, wenn die Blutbildung eines Patienten - z. B. während einer Chemotherapie - gestört ist.

Aus dem gespendeten Blut stellen wir in unserer Zentralen Herstellung in Hagen deshalb hochwirksame Medikamente her: Das so genannte Vollblut wird zentrifugiert. Die Zellbestandteile (rote Blutkörperchen und Blutplättchen) setzen sich dadurch unten im Blutbeutel ab. Das Plasma schwimmt oben. Plasma und rote Blutkörperchen werden durch Abpressen voneinander getrennt. Das Plasma kann dann tiefgefroren über ein Jahr lang gelagert werden. Die Erythrozyten sind bei einer Lagertemperatur von 4°C sechs Wochen lang einsetzbar.  Aus einzelnen Spenden werden noch zusätzlich Konzentrate von Blutplättchen (Thrombozyten) hergestellt. Diese Medikamente sind nur vier bis fünf Tage lang haltbar, brauchen eine Lagertemperatur von 22°C und müssen während der Lagerzeit ständig bewegt werden, damit sie nicht verklumpen.

Eine Blutkonserve kostet im bundesweiten Durchschnitt etwa 110 Euro.

Mit freundlichen Grüßen
Claudia Müller
DRK-Blutspendedienst West


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