
CAR-T-Zell-Therapie: Wie Immunzellen zu Krebsbekämpfern werden
CAR-T-Zell-Therapie: Wie Immunzellen zu Krebsbekämpfern werden
Die moderne Krebsmedizin entwickelt sich rasant – ein vielversprechender Ansatz ist die CAR-T-Zell-Therapie. Dabei werden patienteneigene Immunzellen gentechnisch so verändert, dass sie gezielt Krebszellen erkennen und bekämpfen können. Wir haben mit Dr. Ditschkowski über diese innovative Therapie gesprochen, die immer häufiger auch in Deutschland eingesetzt wird.
Was ist die CAR-T-Zell-Therapie?
„Bei der CAR-T-Zell-Therapie geht es darum, die natürlichen Abwehrkräfte des Körpers im Kampf gegen Krebs gezielt zu verstärken,“ erklärt Dr. Ditschkowski. „Hierfür werden T-Lymphozyten des Patienten – also wichtige Immunzellen – entnommen und genetisch so verändert, dass sie Krebszellen spezifisch erkennen und zerstören können.“
Die T-Zellen erhalten dabei einen künstlichen Rezeptor, den sogenannten chimären Antigenrezeptor (CAR), der ihnen ermöglicht, tumorspezifische Merkmale zu erkennen. Dieser Mechanismus ist besonders wichtig, weil Krebszellen häufig Strategien entwickeln, um den Angriff des Immunsystems zu umgehen. Durch die gentechnische Anpassung können die T-Zellen diese Tarnung durchbrechen.
Warum ist die Therapie so vielversprechend?
„Die CAR-T-Zell-Therapie bietet Krebspatienten eine neue Behandlungsoption, wenn andere Therapien nicht mehr wirken,“ betont Dr. Ditschkowski. „Da es sich um patienteneigene Zellen handelt, besteht kein Risiko einer Abstoßungsreaktion. Gleichzeitig kann die Therapie gezielt und individuell auf den Tumor abgestimmt werden.“
Diese Form der Immuntherapie zeigt vor allem bei bestimmten Blutkrebsarten wie dem diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom, der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) und dem multiplen Myelom beachtliche Erfolge. Die modifizierten T-Zellen können dabei auch Tumorzellen angreifen, die sich sonst den Abwehrmechanismen des Immunsystems entziehen.
Apherese als entscheidender Schritt
Ein wichtiger Teil der Therapie ist die sogenannte Apherese. „Hierbei werden die T-Lymphozyten des Patienten aus dem Blut isoliert,“ erläutert Dr. Ditschkowski. „Dieser Schritt ist vergleichbar mit der Stammzellspende, jedoch konzentrieren wir uns hier gezielt auf die Gewinnung der Immunzellen.“
Nach der Apherese werden die gewonnenen Zellen in einem spezialisierten Labor genetisch verändert. Dabei wird das Gen für den CAR mittels eines Vektors in die T-Zellen integriert. Anschließend erfolgt die Vermehrung der modifizierten Zellen, bevor sie kryokonserviert und später wieder in den Patienten zurückgeführt werden. Diese lebenden „Krebsjäger“ bleiben dann langfristig im Körper aktiv und sollen so ein erneutes Tumorwachstum verhindern.
Chancen und Herausforderungen
Trotz der vielversprechenden Ergebnisse gibt es auch Herausforderungen. „Da die Therapie auf hochwirksamen Immunzellen basiert, kann es in seltenen Fällen zu starken Entzündungsreaktionen kommen,“ warnt Dr. Ditschkowski. „Hierzu zählen das Cytokine Release Syndrom (CRS) und neurologische Komplikationen, die eine engmaschige Überwachung erfordern.“
Auch die langfristige Wirksamkeit ist noch nicht vollständig geklärt. Da die CAR-T-Zell-Therapie noch relativ neu ist, fehlen umfassende Langzeitdaten. Dennoch zeigen die bisherigen Studien, dass die Behandlung bei vielen Patienten zu langanhaltenden Remissionen führen kann – ein großer Schritt in der Krebstherapie.
Die Rolle des DRK-Blutspendedienstes
Ein wichtiger Partner bei der Durchführung dieser Therapie ist der DRK-Blutspendedienst. „Die jahrelange Erfahrung in der Durchführung von Stammzell- und Lymphozytenspenden ist hier ein entscheidender Vorteil,“ erklärt Dr. Ditschkowski. „Sie ermöglicht es uns, die nötigen Immunzellen sicher und effizient zu gewinnen.“
Die CAR-T-Zell-Therapie markiert einen wichtigen Fortschritt in der personalisierten Krebstherapie. Sie bietet vielen Patienten eine neue Chance – vor allem dann, wenn herkömmliche Therapien versagen. „Wir stehen hier erst am Anfang,“ sagt Dr. Ditschkowski. „Aber die bisherigen Ergebnisse geben uns allen Grund zur Hoffnung.“
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