Fallbeispiel Transfusionassoziierte akute Lungeninsuffizienz (TRALI)

Ein 45-jähriger Patient, aktiver Sportler, erhält nach einer Operation mehrere Blutprodukte, darunter Frischplasmen, transfundiert. Noch während der Transfusion sinkt die Sauerstoffsättigung im Blut stark und der Patient muß künstlich beatmet werden. Er entwickelt ein beidseitiges Lungenödem, und das Blutbild zeigt einen starken Abfall der zuvor normalen Leukozyten- und Thrombozytenzahlen. Eine kardiale Ursache für das Lungenödem kann nicht nachgewiesen werden. Unter künstlicher Beatmung und Gabe von Katecholaminen und Kortikosteroiden normalisiert sich sein Zustand innerhalb von 2 Tagen. 

Da das klinische Bild typisch für eine TRALI-Reaktion ist, wird eine Untersuchung auf granulozytenreaktive Antikörper veranlasst. Der Patient und die Spender der Frischplasmen werden untersucht. Beim Patienten werden keine Antikörper gefunden, aber einer der Plasmaspender, eine Mutter von 3 Kindern, weist starke Antikörper auf, die mit Granulozyten und Lymphozyten reagieren. Eine Kreuzprobe mit den Granulozyten und Lymphozyten des Patienten ergibt ebenfalls starke Reaktionen, insbesondere im Granulozytenagglutinationstest

Kreuzprobe: Patientengranulozyten mit Spenderplasma

Granulozyten­agglutinationstest 

stark positiv

Granulozytenagglutinationstest

Granulozytenimmunfluoreszenztest

 stark positiv

Granulozytenimmunfluoreszenztest  stark positiv

Im glykoproteinspezifischen ELISA (MAIGA) können diese Antikörper eindeutig als HLA-Klasse I-Antikörper identifiziert werden. Zusammenfassend ist dieser Fall typisch für eine immunogene TRALI-Reaktion: Spenderin des auslösenden Blutproduktes ist eine Frau, die nach mehreren Schwangerschaften HLA-Antikörper gebildet hat. Da in diesem Fall die HLA-Antikörper auch in der Lage sind, Granulozyten zu aggregieren (das ist nicht regelhaft bei HLA-Antikörpern so), sind sie dann gefährlich, wenn sie auf das dazu passende Antigen, das der Patient in diesem Fall hat, stoßen. Die Aggregate bleiben im Kapillarbett der Lunge hängen, wo sie ein Lungenödem hervorrufen.